Trinkgeld im Urlaub? Das ist mitunter eine Wissenschaft für sich. In manchen Ländern ist der Obolus gern gesehen, in manchen sogar Pflicht. Unser Reise-Knigge klärt auf…

In Deutschland ist bei gutem Service ein Trinkgeld selbstverständlich. Im Ausland schaut das meist ähnlich aus. Meist, denn es gibt Ausnahmen. Der Spruch „andere Länder, andere Sitten“ kommt nicht von ungefähr. Japaner zum Beispiel empfinden die gut gemeinte Geste als unhöflich und würdelos.

Wo also darfst du einen „Tip“ – vom früheren „to improve promptness“ in englischen Pubs – geben? Wo solltest du das Trinkgeld im Urlaub besser lassen? Und vor allem: Wie gibst du den Obolus?

Trinkgeld: Wem, Wo, Wie und Wann

Zuerst einmal: In der Regel kannst so viel geben wie du willst. Wichtig: Trinkgeld gibt es nur für persönliche Leistungen. Also für Zimmermädchen, Pagen, Taxifahrer, Kellner, Stadt- oder Wanderführer. Der Barkeeper ist schon knifflig. Trinkgeld für ein Glas Wasser? Nein. Aber für einen kunstvollen Cocktail mit Schirmchen? Ja. Und zwar ein zwei Euro.

Am Imbiss oder in der Dönerbude gibst du dagegen kein Trinkgeld. Ebenso wie Flugbegleitern. Die Airlines verbieten ihren Angestellten die Annahme. Tun sie es doch, müssen diese den Tip spenden. Wem du wie viel Trinkgeld gibst? Der Barkeeper ist geklärt. Dem Zimmermädchen lässt du einen Euro pro Tag liegen. Dem Pagen pro Gepäckstück 50 Cent bis 1 Euro. Im Taxi rundest du einfach auf den vollen Betrag auf. Diese Beträge gelten in der Regel weltweit. Da machst du (meist) nichts falsch.

Ansonsten gilt der Spruch „Nur Bares ist Wahres“. Ausnahme: die USA. Hier kannst du den Tipp per Karte geben. Außerhalb der USA besser nicht. Denn zum einen ist der Betrag via Karte zu versteuern. Es kommt also weniger beim Personal an. Das „Ankommen“ ist prompt die zweite Frage. Denn ob der Chef den Obolus seinen Leuten weitergibt, steht auf deinem ganz anderen Blatt. Also besser bar. Sowie – zumindest im EU-Ausland – in Scheinen. Weil Banken ausländische Münzen in der Regel nicht wechseln. Wobei du bei einem längeren Aufenthalt – Stichwort Hotel – dem Service Münzen selbst in Scheine tauschen kannst. Apropos: Der Euro kommt immer gut an. Ebenso wie (besonders in Amerika) der US-Dollar. Den gibt es sogar als 1-Dollar-Note gibt. Prima für Zimmermädchen, Pagen und Co.

Trinkgeld im Urlaub: Nord-Süd-Gefälle

Bei dem „Wie viel“ gibt es übrigens ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. Vor allem bei uns in Europa. In Skandinavien – Dänemark, Schweden, Norwegen sowie obendrein Finnland – zum Beispiel ist Trinkgeld unüblich. Weil zum einen die Gehälter in diesen Ländern recht hoch sind. Zum anderen ein Serviceentgelt im Preis schon enthalten ist. Anders schaut es im Süden Europas aus. In Österreich, Frankreich, Spanien, Italien sind – ähnlich wie in Deutschland – im Restaurant rund zehn Prozent der Rechnungssumme üblich.

Merke: Je weiter südlich in Europa du bist, desto mehr Trinkgeld gibst du.

Wann aber ist der richtige Zeitpunkt für den Tip? Das kommt drauf an. Meist bedankst du dich mit ein paar Euro nach Abschluss einer Dienstleistung. Also etwa einem dem Essen. Bist du in einem Hotel und somit länger vor Ort, ist ein Trinkgeld „zwischendurch“ besser. Also lieber pro Tag ein zwei Euro.

Die Übergabe des Trinkgelds ist schließlich Ländersache. In Frankreich, Spanien oder Italien lässt du den Obolus einfach auf dem Tisch oder Rechungsteller liegen. In Ägypten hingegen übergibt man das „Bakschisch“ generell persönlich. Apropos Ägypten: Hier fordert man quasi an jeder Ecke die berühmte „Gabe“. Für eine bloße Auskunft solltest du allerdings nichts rausrücken.

Europa: Wie viel Trinkgeld im Urlaub?

Wie gesagt: Im hohen Norden – Dänemark, Norwegen, Schweden sowie Finnland – ist Trinkgeld nicht üblich. Zum einen ist dieses bereits in der Rechnung enthalten, zum anderen verdient das Personal hier wirklich gut. Ist der Service außergewöhnlich, kannst du im Restaurant dennoch fünf bis 15 Prozent des Rechnungsbetrags geben. In Schweden machst du nichts falsch, wenn du im Restaurant oder Taxi aufrundest. Erwartet wird das allerdings nicht. Ebenso wie in Island.

In Deutschland rundest du einfach auf. Fünf bis zehn Prozent sind okay. Gleiches gilt in Österreich und Italien. Apropos Italien: Hier steht oft ein „Coperto“ auf der Rechnung. Das meinst aber lediglich das Gedeck. In Spanien und Portugal sind ebenfalls bis zehn Prozent die Norm.

In Frankreich findest du wieder einen „Service Compris“ auf der Rechnung. Dieser misst 15 Prozent des Betrags und meint tatsächlich eine Servicepauschale. Dennoch kannst du bei gutem Service zehn bis 15 Prozent (zusätzlich) geben. Ähnlich in Großbritannien, wo ein „service included“ oder eine „service charge“ eine Servicepauschale von meist zehn Prozent meint. Steht der Betrag nicht auf der Rechnung, sind zehn bis 15 Prozent Tip üblich. Zahlst mit Karte, sage dem Personal, wie viel Trinkgeld sie abbuchen sollen. Sonst macht der Service das womöglich nach eigenen Ermessen. Nicht unüblich in UK.

Ein Sonderfall ist die Schweiz: Hier ist eine Servicegebühr gesetzlich (!) Pflicht. Und zwar in Höhe von 15 Prozent der Rechnung. Ganz anders Russland. Zu Zeiten des Kommunismus war Trinkgeld verboten. Mittlerweile sind bis zehn Prozent üblich. Ebenso wie in Polen oder Kroatien. In Griechenland hält man ebenfalls gern die Hand auf. Im Restaurant sind zehn Prozent die Norm, in Tavernen oder Taxis rundest du einfach auf.

So viel „Tip“ gibst du in Amerika

Typisch ist Trinkgeld im Urlaub auch in Amerika. Tatsächlich wird ein solches sogar meist erwartet. Wobei das wieder Ländersache ist. In Argentinien zum Beispiel sind im Restaurant zehn Prozent die Regel. In Brasilien findest du wiederum ein spezielles „serviço“ auf der Rechnung. Dieses ist eine Servicepauschale von zehn Prozent. Dennoch kannst du ein Trinkgeld gern geben.

Kuba ähnelt ein bissel Russland. Unter Fidel war Trinkgeld einst verboten. Heute sind dagegen zehn Prozent die Norm. Ganz anders wieder Mexiko: Zwar ist der „Tip“ keine gesetzliche Pflicht. Doch gibst du kein Trinkgeld, ist das für den Service quasi eine Beleidigung. Mach’ also lieber ein paar Dollar locker. War der Service wirklich mies, kannst du das Trinkgeld aber natürlich verweigern.

Bleiben Kanada und die USA. Auch in diesen Ländern ist ein Trinkgeld üblich. Und zwar nicht zu knapp. 15 Prozent sollte der Obolus schon betragen, in gehobenen Restaurants sogar 20 Prozent.

Weil das Servicepersonal schlecht verdient und das Trinkgeld meist den Hauptteil der Einnahmen ausmacht. Selbst bei einem schlechten Service sind zehn Prozent die Norm. Das ist schlicht Brauch. Apropos: Im Hotel gibst du dem Zimmermädchen pro Nacht einen Dollar, dem Pagen pro Koffer ebenfalls einen Dollar.

Bakschisch in Ägypten, Tunesien & Co.

In Afrika bzw. zumindest Nordafrika ist Trinkgeld – hier Bakschisch (Gabe) genannt – gang und gäbe. Ob Ägypten, Tunesien oder Marokko: Zehn Prozent sind die Regel. Allerdings nicht nur im Restaurant. Erwartet wird das Bakschisch für jede Dienstleistung. Auch für einen Haarschnitt. Gibst du nichts, giltst du prompt als unfreundlich und sogar arrogant.

In Südafrika schaut das ähnlich aus. Zehn Prozent sind auch im Süden des schwarzen Kontinents üblich. Ein hoher Verdienst ist dem Servicepersonal selten garantiert. Ganz anders wieder Kenia: Trinkgeld ist hier eher ungewöhnlich. Ausnahme: die Hauptstadt Nairobi sowie die Küste. Dank Touristen sind hier – bei gutem Service – zehn Prozent mittlerweile üblich.

Trinkgeld im Urlaub: Asien und Australien

Der asiatische Kontinent ist in punkto „Tip“ ein Fall für sich. In China zum Beispiel ist Trinkgeld ein No-Go und gilt als unhöflich. Ausnahmen gibt es jedoch: Hongkong und Macao. Diese sind recht westlich geprägt, zehn Prozent Trinkgeld daher gern gesehen. In Vietnam und Malaysia ist es ähnlich, Trinkgeld also nicht unbedingt üblich. Wobei: In den typischen Touri-Hochburgen ist das mitunter schon anders.

In Japan würde das Personal die gut gemeinte Gabe ebenfalls ablehnen – und als Beleidigung empfinden. Denn für Japaner ist guter Service eine Selbstverständlichkeit. Trinkgeld annehmen (wie auch Trinkgeld geben) wäre daher schlicht würdelos. Obacht gilt schließlich in Singapur. Im Stadtstaat ist Trinkgeld per Gesetz verboten. Sowie obendrein verpönt.

Das komplette Gegenteil ist wieder Indien. Die Gehälter im Service sind hier extrem niedrig. Zwar ist Trinkgeld nicht die Norm, aber aus genanntem Grund willkommen. Zehn Prozent kannst du daher gern geben. In der Türkei wird Trinkgeld grundsätzlich erwartet. Die Norm im Restaurant sind zehn Prozent und mehr.

Auch in Australien sowie Neuseeland hat die Zeit einen Wandel gebracht. War früher ein Tip unüblich, kannst du guten Service heute mit zehn Prozent honorieren. Besonders in Restaurants der Oberklasse. Ansonsten ist Trinkgeld nach wie vor eher unüblich. Das gilt auch für Thailand. Touristen brachten die westliche Gepflogenheit ins Land, entsprechend ist ein Tip (zehn Prozent) in Hotel und Restaurant durchaus willkommen.

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