Gut, die Vorstellung ist alles andere als schön. Aber was, wenn du mal zum Pflegefall wirst? Das passiert dir nicht? Pah, ein Unfall reicht, plötzlich bist du auf Pflege angewiesen. Das kann dir selbst in jungen Jahren passieren. Mit einer privaten Pflegezusatzversicherung bist du dann jedenfalls gut dran. Weil diese die Pflegekosten übernimmt…

Was ist die Pflegezusatzversicherung?

Eine private Pflegezusatzversicherung leistet, falls du irgendwann in deinem Leben – Gott bewahre – pflegebedürftig wirst. Du dein Leben ohne die Pflege durch Dritte also nicht mehr meistern kannst. Dann erhältst du von deinem Versicherer einen Betrag X. Und zwar je nach Police als

  • monatliches Pflegegeld,
  • Rente oder
  • festen Teil der anfallenden Kosten.

Mit anderen Worten: Die Pflegezusatz schließt deine Vorsorgelücke im Pflegefall. Nötig ist die Vorsorge übrigens tatsächlich. Allein schon, weil die Menschen – zumindest statistisch – immer älter werden. Laut einer Prognose bedürfen daher in 2030 über 3,4 Millionen Deutsche der Pflege. Eine gute Versicherung ist also nur ein guter Rat.

Und zwar aus gutem Grund: Die Leistungen der vom Gesetzgeber vorgegebenen Pflegepflichtversicherung reichen vorn und hinten nicht. Diese stellt quasi nur eine Art Teilkasko, aber eben keine Vollkasko. Zumal es vollkommen egal ist, ob du gesetzlich oder privat krankenversichert bist. Fazit: Vertraust du allein auf die Pflegepflichtversicherung, bist du unterversichert.

Entsprechend musst du mit hohen Kosten rechnen, solltest du tatsächlich einmal pflegebedürftig sein. Sprich: Wenn du im Pflegeheim landest. Für ein solches musst du Monat für Monat mit gut 1.500 Euro rechnen, die du zuzahlen musst – aus eigener Tasche. Eben diese Lücke schließt die private Pflegezusatzversicherung. Mehr noch: Die Police sichert obendrein deine Angehörigen ab. Denn reichen dein Einkommen oder deine Ersparnisse nicht aus, müssen deine Kinder für dich aufkommen. Diese sind nämlich per Gesetz dazu verpflichtet. Deine Kinder müssen also deinen Unterhalt zahlen. Zumindest im Rahmen ihrer Möglichkeiten.

Welche Formen der Pflegezusatz gibt es?

Es gibt übrigens vier Formen der Pflegezusatz. Und zwar…

  • Die Pflegetagegeldversicherung
    ist die häufigste Variante. Diese zahlt dir im Pflegefall und meist je nach Pflegegrad ein festes Pflegegeld. Der Clou: Du kannst das Geld frei verwenden. Heißt: Du kannst mit dem Geld ein Heimplatz bezahlen oder jemanden, der dich daheim pflegt. Allerdings bestimmt in der Regel der Versicherer, wie viel Geld du bei der Pflege im Heim oder zu Hause erhältst. Mitunter kannst du die Höhe aber individuell anpassen.
  • Die Pflegekostenversicherung
    begleicht dagegen nur die Pflegekosten, die tatsächlich anfallen. Daher musst du erst Rechnungen einreichen und bekommst dann die Kosten erstattet. Allerdings nur bis zu einem gewissen Betrag. Manche Tarife zahlen auch, wenn dich Angehörige pflegen. Hier sind die Leistungen jedoch in der Regel deutlich niedriger als bei einer professionellen Pflege.
  • Die Pflegerentenversicherung
    ist ein Angebot privater Lebensversicherer und zahlt dir im Pflegefall eine lebenslange Rente. Diese richtet sich nach deinem Pflegegrad und ist wieder frei verwendbar. Außerdem ist der Versicherungsschutz mit einer Geldanlage gepaart. Das Aber folgt prompt: Die Pflegerentenversicherung gilt als die teuerste Form der privaten Pflegezusatzversicherung. Die Beiträge sind – bei gleichen Leistungen – zwei bis drei Mal so hoch wie bei der Pflegetagegeldversicherung. Entsprechend klein ist das Angebot.
  • Die Pflege-Bahr
    ist schließlich eine vom Staat geförderte Form. Zahlst du als Versicherter mindestens zehn Euro pro Monat, schießt Vater Staat fünf Euro pro Monat dazu. Dafür dürfen die Versicherer bei der Pflege-Bahr keine Fragen zu deiner Gesundheit stellen. Somit auch keinen Antragsteller ablehnen. Das ist gleichzeitig das Problem. Denn versichern sich viele Menschen mit Vorerkrankungen, steigen die Beiträge wegen dem höheren Risiko. Daher gibt es eine Wartezeit von fünf Jahren, bevor die Versicherung überhaupt zahlt. Außerdem sind die Leistungen eher mager und reichen nicht aus, um alle Pflegekosten zu begleichen.

Die Formen der Pflegezusatz im Überblick

PflegetagegeldversicherungPflegekostenversicherungPflegerentenversicherung
Leistungen im PflegefallPflegegeld (pro Monat)Erstattung der Pflegekosten anhand RechnungenRente (pro Monat)
frei verfügbare Leistungenjanein (nur Erstattung nachgewiesener Kosten)ja
staatliche Zuschüssebei Pflege-Bahr-Tarifen:
5 Euro im Monat
neinnein
Höhe der Beiträgerelativ geringrelativ geringrelativ hoch
Stabilität der BeiträgeErhöhung möglichErhöhung möglichin der Regel Preisstabilität
Länge der Beitragszahlunglebenslang
mitunter bis zum Pflegefall
lebenslangbis zum Pflegefall
oft Altershöchstgrenze
Fragen zur Gesundheitja
(außer Pflege-Bahr)
jaja

Reform 2017: Pflegegrade ersetzen Pflegestufen

Zum 01.01.2017 gab es übrigens eine kleine Reform. Seither gibt es statt der vier Pflegestufen fünf Pflegegrade.

bis 2016seit 2017PunktezahlGrad der Selbstständigkeit
-Pflegegrad 112,5 bis 27geringe Beeinträchtigung
Pflegestufe 0
Pflegestufe 1
Pflegegrad 227 bis unter 47,5erhebliche Beeinträchtigung
Pflegestufe 1 + Demenz
Pflegestufe 2
Pflegegrad 347,5 bis unter 70schwere Beeinträchtigung
Pflegestufe 2 + Demenz
Pflegestufe 3
Pflegegrad 470 bis unter 90schwerste Beeinträchtigung
Pflegestufe 3 + Demenz
Pflegestufe 3 + Härtefall
Pflegegrad 590 bis 100schwerste Beeinträchtigung mit besonderen
Anforderungen an die pflegerische Versorgung

Die Berechnung der Pflegebedürftigkeit erfolgt nach Intensität bzw. Häufigkeit der nötigen Pflege. Diese wird in Punkten gemessen, die schließlich addiert den Pflegegrad ergeben. Je höher der Pflegegrad, desto mehr Geld zahlt dir natürlich der Versicherer. Wobei den Pflegegrad nicht der Versicherer bestimmt. Sondern bei gesetzlich Krankenversicherten der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) bzw. bei privat Krankenversicherten das Unternehmen Medicproof.

Aufgepasst: Manche Policen leisten erst ab einem bestimmten Pflegegrad. Lies also unbedingt das berühmte Kleingedruckte.

FAQ: Häufige Fragen zur Pflegezusatzversicherung

Was kostet eine private Pflegezusatz?

Das hängt von drei Dingen ab. Und zwar von

  • den gewünschten Leistungen,
  • deinem Alter und
  • deiner Gesundheit.

Bei den Leistungen gilt die Devise: je mehr und besser desto teurer. Je mehr Rente oder Tagesgeld du möchtest, desto höher ist also dein Beitrag. Bei Alter und Gesundheit ist es wieder anders herum. Schließt du eine private Pflegezusatz schon in jungen Jahren ab und hast zudem keine gesundheitlichen Probleme, sind die monatlichen Beiträge recht gering.

Lohnt denn eine Pflegezusatzversicherung?

Ja. Und zwar für jeden. Zumindest für jeden, der kein großes Vermögen hat. Denn noch mal: Die gesetzliche Pflegeversicherung reicht nur für einen Teil der Kosten, solltest du wirklich einmal Pflege brauchen. Du musst also zuzahlen, egal ob gesetzlich oder privat krankenversichert. Hast du Vermögen, ist das kein Problem. Hast du kein Vermögen, ist eine private Pflegezusatz ein Muss.

Tipp 1: Schließ eine Pflegezusatz schon in jungen Jahren ab. Erstens ist das günstiger. Zweitens hast du mit Anfang 20 noch keine Rücklagen, ergo kein Vermögen. Als Frühstarter wirst du bei dieser Police also doppelt belohnt. Zumal du als junger Mensch genauso pflegebedürftig werden kannst wie als hochbetagter. Ein Unfall oder eine Krankheit reicht.

Tipp 2: Ohne schwere Erkrankung hast du übrigens auch als Senior gute Chancen auf eine Versicherung. Allerdings fallen die Beiträge im Alter deutlich höher aus als in jungen Jahren. Von daher könnte es lohnen, wenn deine Kinder die Zahlungen übernehmen. Das ist in der Regel immer noch billiger, als wenn diese später für deine Pflege aufkommen müssen.

Pflegezusatz: Gesundheitsfragen & Förderung

Muss ich Fragen zu meiner Gesundheit wahrheitsgetreu beantworten?

Unbedingt. Bist du unsicher, frage deinen Arzt. Verschweigst du dagegen eine Krankheit, kann (und wird) das nach hinten losgehen. Weil du so deinen Versicherungsschutz gefährdest. Denn spätestens im Pflegefall prüft dein Versicherer deine Angaben nach. Fliegt eine Lüge auf, kann die Versicherung im schlimmsten Fall Zahlungen verweigern.

Apropos: Die Fragen zu deiner Gesundheit helfen deinem Versicherer, deinen Beitrag zu bestimmen. Weil nur so das Risiko abschätzbar ist. Menschen mit Vorerkrankungen sind hier natürlich mit einem höheren Risiko behaftet. Somit fallen die Beiträge natürlich höher aus.

Wie viel Pflegegeld sollte ich versichern?

Das hängst ganz von deinem Einkommen ab. Bei einer stationären Pflege kannst du im Schnitt mit rund 1.500 Euro Eigenanteil rechnen. Ziehe hiervon deine Einnahmen ab – zum Beispiel Rente, Mieteinnahmen oder sonstige Erträge – und sichere den fehlenden Teil mit Pflegetagegeld ab.

Bekomme ich eine staatliche Förderung?

Jein. Für die Pflegetagegeld-, Pflegekosten- sowie Pflegerentenversicherung bekommst du von Vater Staat keine Förderung. Nur für die Pflege-Bahr, siehe oben. Allerdings sind bei dieser wie gesagt die Leistungen eher mau, dafür die Beiträge recht hoch. Zahlen gefällig? Bitte: Mit der Pflege-Bahr kannst dich selbst beim höchsten Pflegegrad 5 gerade mal mit 600 Euro pro Monat absichern. Davon ab gibt es die Wartezeit. Verzichte daher lieber auf den Zuschuss vom Staat und sichere dich mit einer nicht geförderten (dafür besseren) Pflegezusatz ab.

Kann ich die private Pflegezusatzversicherung kündigen?

Aber sicher doch. Eine gute Idee wäre das jedoch nicht. Schließlich soll dich die Police für den Pflegefall absichern. Kündigst du, ist damit dein Versicherungsschutz futsch. Gut, du könntest eine neue Police abschließen. Aber je älter du wirst, desto höher sind die Beiträge. Zumal mit dem Alter das eine oder andere Zipperlein kommt. Du bestrafst dich somit doppelt. Im Fazit zahlst du nämlich für die gleichen Leistungen mehr Geld. Ein Wechsel des Anbieters lohnt in diesem Fall also nicht. Im Gegenteil: Hattest du zwischenzeitlich Probleme mit deiner Gesundheit, drückt dir den neuer Versicherer noch einen Risikozuschlag auf. Oder lehnt deinen Antrag ab.

Tipp: Hast du einen finanziellen Engpass, gibt es eventuell die Option, die Beiträge zu senken oder sogar zu stunden. Frag einfach mal bei deinem Versicherer nach.

Dir gefällt dieser Artikel? Dann teile ihn im Social Web und hilf auch anderen beim Sparen. Tausend Dank!